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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 87

1911 - Erfurt : Keyser
— 87 - Wegen der Beule, die auf der Burg gemacht worden toat, kam es in der Stadt zu einem Streit, indem die Söldner alles für sich beanspruchten, während die beteiligten Bürger auch ihren Anteil verlangten. Nur mit Mühe konnte der Rat die Parteien besänftigen. ^ Bald darauf trat die Stadt die Wachfenburg an ihren Eigen-tiinier, den Herzog, ab, wofür dieser das von ihm eroberte Kapellendorf zurückgab, welches die Stadt (1446) unter der Bedingung der Straßensicherheit und der Offenhaltung für ihre Truppen auf eine Reihe von Jahren dem Apel von Viztum wiederkäuflich überlassen hatte. «Nach Prof. Dr. Earl Beyer.) 30. Das Einreiten der Erzbischöfe. Seit der Zeit, von welcher es einen Rat gab (Mitte des 13. Jhrhdts.), konnte der Erzbischof bei feiner ersten Ankunft in Thüringen nicht mehr ohne weiteres in Erfurt einreiten. (Stst mußte er alle Freiheiten und Gewohnheiten anerkennen, ehe ihm ein Ehrbarer Rat das Recht des Eintritts gewährte. War der Erzbischof in Heiligenftadt, wo ihm das Eichsfeld huldigte, angekommen, so erschien vor ihm eine Gesandtschaft dcs Erfurter Rates und überbrachte zwei Faß Wein. Sie wurde von einem der vier Domherren des Mainzer Kapitels, die den Erzbischof begleiteten, mit folgenden Worten begrüßt: „Liebe Ge- treue! Wir bringen Euch unfern gnädigsten Herrn von Mainz, den wir einträchtiglich gekoren haben und der von unserem heiligen Vater, dem Papst, bestätigt worden ist, daß ihr ihn als Euren gnädigen Herrn aufnehmt." Darauf erteilte der Wortführer der Gesandtschaft folgende Antwort: „Gnädige, liebe Herren! Wir sind willig, unfern gnädigen Herrn von Mainz aufzunehmen, doch also, daß er die Stadt Erfurt läßt bleiben bei aller Gerechtigkeit und Freiheit, die sie von unfern heiligen Vätern, den Päpsten, und allen unfern gnädigsten Herren, den Kaisern, und den Bischöfen von Mainz hat, und daß er uns und die Unfern bei der Stadt Erfurt Gewohnheit und Recht läßt bleiben und getreulich helfe, uns die zu erhalten und behalten." War die Zusage erfolgt, so reifte der Erzbischof zunächst bis Ilversgehofen weiter. Dort hielt er eine Messe und empfing al» Geschenk aus den Händen einer Abordnung des Rates ein Pallium (erzbischöfliches Gewand) und zwei Pelzhüte. Nach Wiederholung des Versprechens erfolgte dann der Einzug durchs Johannestor, die Johannesstraße, den Anger und die Lange Brücke. Der Erzbischof trug dabei den Kurfürstenhut und den Mantels Er war von einem glänzenden Gefolge umgeben und ließ sich Schwert und Kreuz vorantragen. War der von Geistlichkeit und Bürgerschaft begleitete Zug am Fuße des Petersberges angelangt, so wurde

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 45

1911 - Erfurt : Keyser
— 45 — und salbte den Kaiser, wenn die Krönung in seinem Gebiete geschah. Sein weltliches Gebiet umfaßte die fruchtbarsten Gaue Deutschlands und sein geistliches erstreckte sich weit über die Grenzen seines weltlichen. Aus allen diesen bedeutenden Stellungen des Kurfürsten und dem ihm gezollten hohen Ansehen ist es erklärlich, daß sein Wappen, das Rad, von jeher die Aufmerksamkeit der Geschichtsforscher und Wappenkundigen erregt und mancherlei Deutungen erfahren hat. Besonderen Beifall unter den Laien fand die nachstehende, romantische Sage: Im Jahre 975 wurde Willegis, ein frommer und gelehrter Mann, zum Erzbischof von Mainz gewählt. Er war von geringer Herkunft und eines armen Wagners Sohn aus Schöuiugeu im Braunschweigischen. Deshalb haßten ihn die adligen Domherren und Stiftsgenossen, nahmen Kreide und malten Räder an die Wände und Türen feines Schlosses. Sie gedachten, ihm damit eine Schmach anzutun. Als der fromme Bischof ihren Spott vernahm, ließ er einen Maler rufen und befahl ihm, in alle Gemächer weiße Räder in rote Felder zu malen und dazu den Reim zu setzen: „Willegis, Willegis, erinnere dich, Wer du bist und woher du gekommen bist." Seit dieser Zeit haben dann alle Erzbischöfe zu Mainz weiße Räder im roten Felder geführt. Andere Berichte fügen noch hinzu, Willegis habe seitdem aus Demut an seiner Bettstatt ein hölzernes Pflugrad hängen gehabt. Eine andere Deutung des Wappens geht dahin, daß dieses überhaupt kein Rad, sondern ein Kreuz mit einem darauf gelegten Andreaskreuz vorstelle, die durch einen Ring miteinander verbunden seien. Das Rad wäre somit ein altes Christenzeichen, wie man es öfters als ein Weihezeichen in Kirchen antrifft. Diese Meinung hat man auch beim Entwurf des großen Königlich Preußischen Wappens als die richtige ausgestellt, denn in der Verordnung wegen des Königlichen Titels und Wappens vom 9. Januar 1817 wird verfügt, daß wegen Erfurt „im roten Felde ein silberner Zirkel und in diesem ein gewöhnliches und ein Andreaskreuz geführt werden soll." Die Farben des Wappens sind Silber (Weiß) und Rot. Ueber ihren Ursprung ist folgende Meinung verbreitet: Die fränkischen Herren hatten die Gewohnheit, ihre Schilde rot und weiß anstreichen zu lassen, und da nun das Erzbistum Mainz zu Franken gehörte, ja die erzbischöfliche Residenz Mainz die alte Hauptstadt des Landes war, fo ließen auch die Erzbischöfe diese Farben anwenden. Zugleich nahmen sie das ihnen zuständig gewesene Sinnbild, das Rad, ins Wappenbild auf. (Nach K. Herrmann.)

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 21

1902 - Karlsruhe : Lang
— 21 — Papst, klagte, was ihm widerfahren war, und bat den König um seinen Schutz und seine Hilfe; denn Karl war der Schutz-. Herr der Kirche und des Papstes. Mit einem starken Heere zog Karl aus, um die Übeltäter zu züchtigen. Er kam um die Weihnachtszeit 800 nach Rom. Bald stellte er die Ruhe und Ordnung in der Stadt wieder her. Am Christtage ging er, von seinen Hofleuten und von seinen vornehmsten Kriegern begleitet, in die Peterskirche. Während des Hochamtes salbte ihn der Papst Leo zum Kaiser und setzte ihm die goldene Krone auf. Die Sänger stimmten einen Lobgesang an, und alles Volk rief: „Dem großen Karl, dem Kaiser, Heil und Segen!" Bei allen seinen Kriegen und Eroberungen hatte Karl die Absicht, alle Völker des Abendlandes zu einem großen christlichen Reiche zu vereinigen. Er wollte der Kaiser dieses Reiches sein, ein Hort der Gerechtigkeit, ein Schrecken der Bösen, ein Schützer der Guten. 3. Wie Karl der Große sein Reich regierte. Karl der Große führte die Regierung mit Weisheit und Kraft. Das ganze weite Reich wurde in Bezirke, die man Gaue nannte, eingeteilt. Über jeden Gau setzte Karl einen Grafen, der in seinem Namen regieren und Recht sprechen mußte. Das waren die Gaugrafen. Wenn ein Krieg ausbrach, wurde der Heerbann aufgeboten. Dann mußte jeder freie Manu in voller Waffenrüstung sich am Sammlungsorte des Gaues ein-sinden, und der Gaugras führte die Gaumannschaft zum Kaifer. Die Gaue an den Grenzen wurden durch Markgrafen*) verwaltet. Sie hatten das Reich vor feindlichen Einfüllen zu schützen. Auf den kaiserlichen Hofburgen oder Pfalzen, die bei den kaiserlichen Gütern lagen, wurden Beamte oder Pfalzgrafen zur Verwaltung eingesetzt, die an des Kaisers Statt auch Gericht hielten. Außerdem ordnete Karl an, daß jedes Jahr zwei hohe Beamte, ein geistlicher und ein weltlicher, im ganzen Reiche umherreisen und die Amtsführung der Grasen und anderen Beamten prüfen und überwachen sollten. Tiefe Auffichtsbeamten nannte man Sendgrafen. Jedes Jahr im Monat Mai hielt Karl eine Versammlung aller freien Männer ab, besprach mit ihnen die Angelegenheiten des Reiches und erließ Gesetze, die in lateinischer Sprache ausgeschrieben und Eapitularieu genannt wurden. Weil diese Versammlungen im Monat Mai und auf freiem Felde gehalten wurden, nannte man sie Maiselder. *) Mark — Grenze, Grenzland. Vgl. Markstein = Grenzstein.

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 39

1902 - Karlsruhe : Lang
— 39 — belagert, entwich jedoch heimlich aus ihr und sammelte am Rhein ein starkes Heer. Die Fürsten, Bischöfe und besonders die Städte in Süddeutschland leisteten ihm Hilfe. Bei Langensalza wurde im Jahre 1075 eine blutige Schlacht geschlagen von Deutschen gegen Deutsche. Heinrich errang den Sieg und bedrückte die Sachsen ärger als je zuvor. 3. Kaiser Heinrich und Papst Gregor Vii. In dem Jahre des Sachsenausstandes wurde von den Kardinälen zu Rom der Kardinal Hildebrand zum Papst gewählt. Er war der Sohn eines armen Landmannes und zeichnete sich durch Gelehrsamkeit und Sittenstrenge aus. Als Papst nannte er sich Gregor Vii. Er betrachtete es als seine Ausgabe, die Sitten der Geistlichen zu verbessern und die Simonie abzustellen. Außerdem wollte er die Geistlichen von aller weltlichen Gewalt unabhängig machen; er nahm sogar das Recht für den' Papst in Anspruch, der Aufseher der Könige und Kaiser zu sein und sie vor seinen Richterstuhl zu sordern. Einige deutsche Bischöse hatten sür ihre Erhebung den Räten des Königs Heinrich Geld bezahlt und sich dadurch des Vergehens der Simonie schuldig gemacht. Gregor Vii. sprach deshalb den Kirchenbann über die Bischöfe und die königlichen Räte aus. Er verordnete, es dürfe künftighin kein Laie, und sei es auch der Kaiser, einen Bischof einsetzen. Werde ein Bischofssitz erledigt, so sollten die Geistlichen der Bifchofskirche einen andern Bischof wählen, und wenn der Papst den Gewählten billige, solle er ihm die Zeichen der bischöflichen Würde, Ring und Stab, verleihen. Diese Verleihung von Ring und Stab nannte man Investitur*); daher heißt der Streit, der infolge dieser Anordnung zwischen dem Kaiser und dem Papst ausbrach, der Juvestiturstreit. Heinrich war mit den Anordnungen des Papstes unzufrieden und versammelte eine große Zahl deutscher Bischöse zu Worms; diese erklärten, Gregor Vii. sei fein rechtmäßiger Papst lind müsse abgesetzt werden. Nun sprach Gregor den Kirchenbann über Heinrich ans. Die deutschen Fürsten waren schon lange mit Heinrichs Regierung unzufrieden; sie famen zu Tribur zusammen, um sich zu beraten, und ließen dem Könige sagen, wenn er nicht in Jahresfrist vom Kirchenbanne sich frei machen werde, so wollten sie ihn nicht mehr als ihren König und Herrn ansehen. Darum reiste Heinrich im harten Winter 1077 von epeier über Besangon, Gens und den Mont Cenis nach Italien, um sich mit dem Papste auszusöhnen. Gregor war damals in dem festen Schlosse Canossa. Dahin begab sich Heinrich. Im *) Deutsch: Bekleidung, Einkleidung — Einsetzung in das Amt.

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 41

1902 - Karlsruhe : Lang
— 41 — der Städte am Rhein ergriffen für ihn die Waffen. Allein, bevor es zum Kampfe kam. starb der Kaxpr m -xxttxch xixx Jahre 1106 Weil er im Kirchenbanne gestorben war. Lteb man feinen Sarg volle fünf Jahre unbeerdigt stehen. ^ Heinrich V. fetzte den Jnvestiturstrert fort bis zum ^ahre 1122? ln diesem Jahre wurde der Streit durch exneix Vertrag zu^Wornxs beendigt, der bestimmte: Die Bischöfe sollen von bett Geistlichen der Bifchofskirche in Gegenwart eines taxier-, lichen Bevollmächtigten gewählt werden. Der Kaxfer ertexlt ihnen die weltliche Gewalt in ihrem Bxstum durch Übergabe von Scepter und Schwert. Erst wenn der Kux]er Ixe belehnt hat, dürfen sie geweiht werden und vom Papste Jixng xtni Stab empfangen. Xi. Won Kaiser Friedrich dem Notvart. 1. Die Hohenstaufen. ^n den Seiten, ba bic meisten Fürsten von Kaiser^ Heinrich Iv. abfielen, bewahrte ihm Friedrich von Hohenstaufen unverbrüchliche Treue. Friebrichs Staxxxmfchloß war die Bxxx'g Hohenstaufen auf dem Gebirgsrücken zwischen den yrlütblexn und Rems in Schwaben. Als Lohn seiner Treue erhxclt ^-rxedrxch die Tochter Kaiser Heinrichs zxir Gemahlin _und die Hcrzog^-würde in Schwaben und Elsaß. Nach denx Tode Kaiser Heinrichs V. erbten die Hohenstaufen feine Hausgüter und hatten auch Aussicht auf die Kaiserkrone. Allein die Mehrzahl der dexitfchen Fürsten wollte keinen reichen und mächtigen König haben und wählte darum den Herzog Lothar von Sachsen. Nach dem Tode Lothars wurde der Hohenstause Konrad 1 Li. gewählt, und die Kaiserkrone blieb 116 Jahre bei dem hohenstaufxfchcn Hanse. 2. Kaiser Friedrich der Rotbart. Nach Kaiser Konrabs Hl Abscheiden wurde sein Neffe. Herzog Friedrich von Schwaben, zum Kaiser gewählt, friebrich staub int 31. Lebensjahre und war ausgezeichnet durch Vorzüge des Körpers und des Geistes. Sein Leib war schlank und klüftig, ferne Haltung majestätisch. Der Blick feiner großen, blauen Augen küxxbigte beu Herrscher an; blonbe Locken umwallten fein Haupt, und ein rötlicher Bart zierte fein Antlitz. ^ Daher hieß man ihn beu Rotbart, ober wie die Italiener ihn genannt haben. Barbarossa. Alle Deutschen hatten zu ihm das feste Vertrauen, er werbe das Reich mit Krast, Gerechtigkeit und Weisheit regieren. Von ihm sagte man: ixn Rate ist er entschlossen, im Kriege tapfer

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 67

1902 - Karlsruhe : Lang
— 67 — lung auf einem Felde zwischen Kamba und Tribur, südöstlich von Mainz, abgehalten. Die sieben Kurfürsten versammelten sich zur Wahl im Chore des Domes zu Frankfurt. Die Krönung und L-albuug des neugewählten Königs durch die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier fanb in Aachen statt. Der König war oberster Regent, oberster Richter und oberster Felb-herr des Reiches. Er hatte keine feste Residenz, sondern begab sich jeweils dahin, wo die Reichsangelegenheiten feine Gegenwart nötig machten. In verschiedenen Teilen des Reiches waren königliche Paläste (Pfalzen), so in Aachen, Ingelheim, Goslar, auf dem Kyffhänserberg, auf dem Trifels. In den Pfalzen faßen hohe königliche Beamte, die Pfalzgrafen, welche das zu den Pfalzen gehörige Gebiet regierten und an der Stelle des Königs zu Gericht faßen. Der vornehmste dieser Beamten war der zu Aachen, der später als Pfalzgraf bei Rhein unter die höchsten Fürsten des Reiches gehörte. Zur Beratung über wichtige Reichsangelegenheiten würde vom Könige der Reichstag berufen, eine Versammlung aller freien Männer, später nur des hohen Abels. In alter Zeit wurden die Reichstage am liebsten in rheinischen Städten abgehalten. Die Einkünfte des Königs flössen aus den Erträgnissen der Krongüter und der Allodialgüter des königlichen Hauses, ferner aus den sogenannten Regalien, d. H. Königsrechten, nämlich ans Zöllen und sonstigen Wegegeldern, Bergwerken, Salinen, dem Münzrechte, sowie auch aus gerichtlichen Strasgelbern. Steuern würden im alten deutschen Reiche nicht Bezahlt. Die Kailerwürde. Tie Krönung Karls des Großen zum Kaiser bedeutete, daß Karl der oberste Gebieter über die Völker des Abendlandes und der Schutzherr der christlichen Kirche sein solle. In der Tat gehorchte seinem Scepter ganz Mitteleuropa und säst ganz West- und Südeuropa. Bei der Teilung des Karolingerreiches durch den Vertrag von Verdun gelangte die Kaiserkrone an die Familie Lothars, der zugleich die Herrschaft in Italien zufiel, und in den nächsten hundert Jahren führten die Könige von Italien den Kaifertitel. Otto der Große vereinigte das Königreich .Italien mit dem beutfchen Reiche und ließ sich 962 zum römischen Kaiser krönen, und die Kaiserwürde blieb den deutschen Königen bis zum Jahre 1806. Seit Kaiser zu frönen hatte nur der Papst das Recht; daher kam es, daß manche Päpste behaupteten, die Kaisermacht sei ein Ausfluß der päpstlichen Gewalt, was sie aber so wenig war, als die Königsmacht ein Ausfluß der Gewalt der Erzbischöse, die den deutschen König salbten und frönten. Es entstanden infolge davon viele und heftige Kämpfe, und mehr als ein Papst verlangte das Recht, die beutsche Königswahl zu bestätigen ober zu verwerfen. Darum traten im Jahre 1338 die deutschen Kurfürsten auf dem sogenannten Königsstuhl — einer Halle mit einer Plattform — bei Reuse zusammen und erklärten, daß ein deutscher König feine Macht nur von Gott habe durch die Wahl der Kurfürsten und keiner Bestätigung durch den Papst bedürfe. Dabei wurde es als selbstverständlich angesehen, daß nur der deutsche König einen Anspruch auf die Kaiserwürde habe. Die deutschen Könige ließen zwischen ihrer Königskrönung und ihrer Fahrt nach Rom zur Erlangung der Kaiserkrone seither oft viele Jahre vergehen, ohne daß ihnen die Ehren und Rechte des Kaisers streitig gemacht würden. So gewohnte man sich baran, das Oberhaupt des deutschen Reiches als Kaiser anzusehen und zu ehren, wettn auch die Krönung durch den Papst nicht erfolgte. Der letzte vom Papste gekrönte Kaiser war Karl V.; die späteren Kaiser würden vom Erzbischöfe von Mainz in Frankfurt gefrönt. Das Reich führte den Ramen „das heilige römische Reich deutscher Ration". Heerwesen. Das Heer des alten römischen Reiches bestand zuerst aus dem Heerbanne, d. h. dem Aufgebote aller freien, waffenfähigen -5*

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 193

1902 - Karlsruhe : Lang
— 193 — vom griechischen Kaiser um Hilfe gegen die Türken angesprochen. Tie Fürsten und Herren im Abendlande vergeudeten damals ihre Kräfte in inneren Kämpfen. Es waren von wohlmeinenden Männern verschiedene Mittel angewendet worden, um dem unablässigen Kriege eiu Ende zu machen; so hatte der Abt Odilo von Clüuy es dahin gebracht, daß die bnrgundischeu Herren den Gottesfrieden beschworen, d. h. die Verpflichtung eingingen, von Mittwoch Abend bis Montag Morgen die Waffen ruhen zu lassen. Doch war der Erfolg hiervon vorerst nicht groß; der größte Teil der Bevölkerung von Frankreich, Italien und Deutschland hatte fortwährend die Drangsale eines andauernden Kriegszustandes auszustehen. Es erschien darum als ein Gebot der Menschlichkeit, der wilden Kraft und zügellosen Kampflust der Kriegsmänner ein würdigeres Ziel zu geben, indem man sie anfeuerte, ihre Waffen nicht mehr gegen Christen, sondern gegen die Feinde des christlichen Glaubens zu gebrauchen, das griechische Kaisertum gegen die Anfälle der Türken zu schützen und die heiligen Stätten den Händen der Ungläubigen zu entreißen. Aus der Kirchenversammlung zu Clermont (1096) nahm Papst Urban Ii. die Sache ernstlich in die Hand. In einer begeisterten Rede roies^ er die Zuhörer aus die Bedrängnis der morgenländischen Christen, ans die Entweihung Jerusalems und des heiligen Grabes, aus die Gefahren hin, die dem ganzen Abendlande von dem Islam drohten, und forderte sie ans, die Waffen zum heiligen Kriege zu ergreifen. Kaum hatte er seine Rede beendet, so erscholl von Tausenden der Ruf: „Gott will es! Gott will es!" und Geistliche itiib Laien drängten sich heran, um dem Papste das Gelübde der Teilnahme am heiligen Kriege abzulegen. Alle warfen sich zu Boden und schlugen an die Brust, indes der Kardinal Gregor mit lauter Stimme für sie das Sündenbekenntnis sprach. Daraus erteilte ihnen der Papst die Lossprechung und entließ sie mit seinen Segen nach Hause, damit sie sich für_ den Krieg rüsteten. Ein rotes Kreuz, au das Gewand aus der rechten Schulter gehestet, war das Abzeichen für die Kämpfer um das heilige Grab. ^Jn Frankreich, Burgund, Elsaß und Lothringen trafen die Fürsten und Herren die Vorbereitung sür die Heersahrt; sie schafften durch Verpfändung von Ländern und Burgen die Geldmittel und riefen ihre Lehensmannen uuter die Waffen. Gleichzeitig wurde auch das niedere Volk in Bewegung gebracht durch den Einsiedler Peter von Amiens. In einem härenen Gewände, mit einem langen, zum Gürtel niederwallenden Bart, aus einem Esel sitzend, zog er von Ort zu Ort und schilderte die Mißhandlung der Christen im heiligen Lande, die er selbst mitangesehen und erfahren hatte. Eine ungeordnete Berger-Stehle, Erzählungen aus der Wellgeschichle. 1z

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 242

1902 - Karlsruhe : Lang
— 242 — mit Klugheit und Strenge vor und führte überall Zucht und Ordnung ein. Nach dem Tode des Papstes Damasus bestieg er selbst den Stuhl Petri. Barfuß und im Pilgergewande betrat er die heilige Stadt. Im Jahre 1049 wurde er mit der dreifachen Krone geschmückt und regierte die Kirche unter dem Namen Leo Ix. Unermüdlich war er als Papst tätig, aus seiner Arbeit ruhte der Segeu Gottes. Zweimal kam er aus seinen zahlreichen Reisen in das Elsaß und besuchte eine Anzahl von Klöstern wie Ottmarsheim, Ölenberg, Heilig-Krenz, St. Odilien und Andlau. Auch nach Lothringen, wo er ja seine Jugend verlebt hatte, kam er. Hier herrschte in dieser Zeit der Herzog Gerhard; er begleitete den Papst überall hin und beherbergte ihn zu Busendorf. Leo Ix. war es hauptsächlich zu verdanken, daß die elf äs fischen Herren den Gottesfrieden schlossen, einen Vertrag, der den vielen blutigen Streitigkeiten ein Ende machen sollte. Darnach war es verboten, von Mittwoch Abend bis Montag Morgen Massen zu tragen. Wer den Frieden brach, sollte mit dem Tode bestraft werden. Bon dein Papste Leo stammt auch ein eigentümlicher Brauch her. In Wofsenheim*) bei Colmar hatten die Eltern Leos ein Kloster für Benebittinerinnen gegründet und ihm viele Güter geschenkt. Leo nahm das Kloster in seinen besonderen Schutz, und dafür übernahm die Äbtissin die Verpflichtung, jedes Jahr in der Fastenzeit eine Rose Don Gold, vier Lot schwer, nach Rom zu schicken. Die Rose wurde vom Papst geweiht und fürstlichen Personen, die sich durch besondere Verdienste um die Kirche auszeichneten, zum Geschenke gegeben. Aus der Jugendzeit wie aus dem höchsten ©reisenalter Leos wird manche schöne Sage erzählt. Seinem Vater Hugo war von einer alten Frau geweissagt worden, er werde einst seinem Sohne den Staub von den Füßen küssen. Der Vater deutete die Worte dahin, daß sein Sohn ihn später der Herrschaft berauben werde. Er übergab deshalb das Kind einem Jäger, der es töten sollte. Dieser schonte das Knäblein und brachte dem Grafen das durchschossene Herz eines Rehbocks. Den Grafen Hugo reute aber bald seine Tat, und nach vielen Jahren der Trübnis und der Leiden ging er nach Rom, um dem hl. Vater seine Sünde zu bekennen. Zerknirscht wars er sich vor dem Papste nieder, flehte um Verzeihung und küßte seine Füße. Da erkannte Leo seinen Vater, hob ihn gerührt ans und gab sich zu erkennen.**) In den letzten Jahren seines Lebens kämpfte er mit den *) Von dem ehemaligen Dorfe ist nichts inehr vorhanden^ an seiner Stelle steht noch das „Wnffemer Kreuz" zwischen Heiligkreuz u. Sundhosen. **) Vergl. im Anhang das Gedicht: Gras Hugo von Egisheim.

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 37

1902 - Karlsruhe : Lang
— 37 — wohlgesinnten Römer eine Gesandtschaft an Kaiser Heinrich 111. und baten ihn, er möge die Ordnung in der Kirche wiederherstellen. Heinrich zog nach Italien und hielt in der Stadt Sntri eine Versammlung der deutschen und italienischen Bischöse ab. Diese Versammlung setzte die drei Päpste ab und wählte aus Heinrichs Empfehlung den frommen Bischof von Bamberg zum Oberhaupt der Kirche; er nannte sich Clemens 11. Nach Clemens 11. wurden noch vier deutsche Bischöfe der Reihe nach zu Päpsten gewählt, unter denen auch Leo Ix., ein Elsässer, war. Alle waren fromme Männer und sorgten eifrig für das Wohl der Kirche. Allein die Adeligen in Rom waren damit unzufrieden und erregten ans Habsucht und Herrschsucht viele Unruhen, durch welche die Ordnung der Kirche immer wieder in Gefahr gebracht wurde. Darum traf Papst Nikolaus 11. die Bestimmung, daß nur der Papst sein könne, der von den Kardinälen, d. h. den hohen Geistlichen zu Rom, gewählt werde. Die deutschen Bischöfe in jenen Zeiten stammten aus den vornehmsten Adelsfamilien, und es gab unter ihnen selbst Söhne der deutschen Könige und Kaiser. Die Kaiser übertrugen ihnen aber auch die höchsten Staatsämter und machten sie zu Fürsten über große Landgebiete. Viele Bischöfe waren streitbare Herren und führten die Kriegsleute ihres Landes zum Kampfe. So geschah es, daß die hohen Kirchenämter häufig solchen Männern übertragen wurden, die in weltlichen Dingen sehr erfahren waren, aber wenig Neigung zum geistlichen Wandel hatten. Und weil die Bischofswürde Reichtum und weltliche Ehren gewährte, strebten viele Unwürdige darnach, durch Gunst und Bestechung der Hofleute, ja durch förmlichen Kauf in den Besitz von hohen Kirchenämtern zu kommen. Der Mißbrauch, daß man Kirchenämter um Geld erkaufte, wurde Simonie*) genannt und war von jeher in der Kirche unter schweren Strafen verboten. In den Zeiten Kaiser Heinrichs Iii. war das Kloster Clüny in Burgund weitberühmt durch die Gelehrsamkeit und die Frömmigkeit feiner Mönche. Diese Männer strebten mit allem Eifer nach christlicher Vollkommenheit und verlangten, die Geistlichen und die weltlichen Leute sollten vor allem nach dem Reiche Gottes trachten. Ganz besonders forderten sie von den Geistlichen, daß sie das Beispiel der Tugend und Frömmigkeit geben und sich freihalten sollten vom Trachten nach irdischem Gut und weltlichen Ehren. Kaiser Heinrich Iii. war ein großer Freund der Mönche von Clüny und suchte ihren Rat und ihre Hilse, um die Sitten der Geistlichen zu verbessern. *) Nach dem Zauberer Simon, Apostelgesch.

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 40

1902 - Karlsruhe : Lang
— 40 — Bußergewande mit bloßen Füßen verlangte er am Schloßtore Einlaß; aber erst am dritten Tage ließ der Papst ihn zu sich kommen. Nach langen Verhandlungen wurde Heinrich vom Banne losgesprochen und kehrte nach Deutschland zurück. Die abtrünnigen Fürsten erfuhren bald, daß Heinrich vom Banne losgesprochen war; trotzdem beharrten sie aus ihrem Treubruch und wählten zu Forchheim den Herzog Rndols von Schwaben zum deutschen Könige. Heinrich sammelte mit Hilfe der treugebliebenen Bischöse, Fürsten und Städte ein Heer und lieferte dem Gegenkönig eine Schlacht bei Merseburg. Heinrichs Heer wurde in die Flucht geschlagen; aber Rudolf erhielt schwere Wunden, an denen er am Abend des Schlachttages starb. Im Kampfe war ihm die rechte Hand zerhauen worden; sterbend hob er sie empor und sprach: „Das ist die Hand, mit der ich einst Heinrich Treue geschworen habe." Nach dem Tode des Gegenkönigs gewann Heinrich wieder die volle Königsmacht in Deutschland. Er sammelte ein Heer und zog nach Rom, um den Papst zur Beilegung des Streites zu zwingen. Allein Gregor verweigerte jede Unterhandlung mit dem neuerdings gebannten Könige und entfloh nach Salerno. Hier starb er 1085. Seine letzten Worte waren: „Weil ich die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt habe, sterbe ich in der Verbannung." Der Streit über die Investitur dauerte noch siebenunddreißig Jahre fort. 4. Kaiser Heinrichs Iv. Ausgang. Außer dem Streite mit dem Papste und den Fürsten hatte Heinrich noch viel Schweres durchzukämpfen. Sein ältester Sohn Kortrad empörte sich gegen ihn; die Empörung wurde jedoch unterdrückt, und der Königssohn starb im Gefängnis. Wenige Jahre darauf empörte sich auch der zweite Sohn, Heinrich. Am Flusse Regen standen sich die Heere des Vaters und des Sohnes gegenüber. Nachdem drei Tage ohne Entscheidung gekämpft worden war, ließen sich die Fürsten, die aus der Seite des Kaisers waren, von dem Sohne zum Treubruche bewegen und fielen von ihrem kaiserlichen Herrn ab. Nun war Heinrich von allen Fürsten des Reiches verlassen, aber die Städte harrten getreulich bei ihm aus. Als der Kaiser zu Koblenz war, kam sein Sohn und bat ihn um Verzeihung. Weinend umarmte ihn der Kaiser und vergab ihm. Aber der junge Heinrich hatte die Reue nur geheuchelt. Durch Hinterlist brachte er seinen Vater auf die Burg Böckelheim im Nahetale in Gefangenschaft und zwang den gramgebeugten Greis, ihm die Reichskrone auszuliefern und der Kaiferwürde zu entsagen. Kaiser Heinrich entkam aus seinem Gefängnisse, und die treugebliebenen Bürger
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